Neuer Diversitätsbeauftragter | Kurzinterview mit Prof. Dr. Michael Tunç

Seit Kurzem verstärkt Prof. Dr. Michael Tunç als neuer Beauftragter für Diversität und Antidiskriminierung unser Hochschulteam. Seit September 2023 hat er die Professur für Theorien und Methoden der geschlechterreflektierten Sozialen Arbeit inne. Vorher war er drei Jahre Professor für Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft an der HAW Hamburg. Prof. Tunç arbeitet v. a. zu den Themen Männlichkeit/Väterlichkeit und engagiert sich für die Entwicklung migrationssensibler wie rassismuskritischer Männer-/Väterarbeit, u. a. seit 2021 als stellvertretender Vorstandsvorsitzender im Bundesforum Männer, dem Interessenverband für Jungen, Männer & Väter e. V. Er ist seit Jahren auch als Diversity Trainer tätig, im Vorstand des Gender_Diversity-Fachverbands für gender_diversity-kompetente Bildung und Beratung e. V. aktiv und hat seit 1999 ehrenamtlich Erfahrungen im Bereich Antidiskriminierungsarbeit gesammelt, insbesondere im Bereich der Antidiskriminierungsbüros.

 

Im Kurzinterview gibt er einen Einblick in seine Ideen und Vorsätze sowie in die Herausforderungen und Ziele seines neuen Arbeitsbereichs.

 

Lieber Herr Tunç, Sie haben im Laufe Ihres Lebens umfangreiche Erfahrungen in den Themenfeldern Diversität und Rassismuskritik gesammelt. Was verstehen Sie unter Diversität und wie stellen Sie sich eine diverse Hochschule vor?

Für eine aktive diversitätsgerechte Arbeit ist es erforderlich, an allen Diversitätskriterien des Allgemeinen Gleichbehandlungs- und des Landesantidiskriminierungsgesetzes Berlin (AGG und LADG Berlin) anzusetzen, d. h. ethnische Herkunft bzw. rassistische und antisemitische Zuschreibungen; sexuelle Ausrichtung, Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck und Geschlechtsmerkmale; Religion und/oder Weltanschauung; Behinderung/chronische Krankheiten; soziale Herkunft/sozialer Status; Lebensalter sowie die Familiensituation.

Der Schutz vor und der Abbau von Diskriminierungen an der KHSB soll aktiv zu einer guten Arbeitsatmosphäre beitragen und ein diversitätsgerechtes Klima für alle Hochschulmitglieder schaffen. Ein zentraler Ansatzpunkt dafür ist die neue Ordnung zum respektvollen Umgang miteinander und zum Schutz vor Diskriminierung und Benachteiligung (USDB-KHSB). Der Rat für Gleichstellung und Antidiskriminierung sowie die anderen Beauftragten zu den genannten Themen setzen sich nicht nur für eine wertschätzende Diskussions- und Kommunikationskultur ein, sondern streben auch eine gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Zusammenarbeit in der Hochschule an.

 

Inwiefern können die KHSB und die verschiedenen Hochschulangehörigen von einem Beauftragten für Diversität und Antidiskriminierung profitieren?

Nun, zunächst bin ich ansprechbar für alle mit ihren Anliegen in diesem Bereich, ganz gleich, ob es Mitarbeitende oder Studierende sind, die Diskriminierungserfahrungen machen. Das erfolgt in Kooperation mit bzw. ergänzend zum Büro für Diversität, Gleichstellung und Familie, der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten und dem Vertrauensrat (für den Schutz vor sexualisierter Diskriminierung/Gewalt). Als Beauftragter möchte ich zu einer guten Zusammenarbeit in unserer Hochschule beitragen, was eben auch Engagement gegen verschiedene Formen der Diskriminierung und Sensibilisierungsmaßnahmen erfordert. Dabei spielt auch die neue, im Aufbau befindliche AGG-Beschwerdestelle eine wichtige Rolle, mit der ich als Beauftragter zusammenarbeite.

 

An der KHSB gibt es seit Juli eine Arbeitsgruppe zur Diversitätsstrategie. Gemeinsam wollen Sie dort innovative Strategien erarbeiten, um die KHSB zu einem vielfältigen Ort für alle Menschen zu machen. Wie sieht die Zusammenarbeit mit der AG und den anderen in diesem Bereich tätigen Gremien aus? Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre Arbeit?

Aktuell befinden sich viele Strukturen, Konzepte und Aktivitäten im Aufbau, sodass zunächst die Kooperation in der AG und mit allen anderen genannten Gremien sowie mit dem Präsidium im Mittelpunkt steht. Ziel ist es, in einem beteiligungsorientierten Verfahren an der Diversitätsstrategie weiterzuarbeiten. Die Verantwortlichen der Gremien und ich als Beauftragter arbeiten gemeinsam daran. Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass eine migrationssensible wie rassismuskritische Entwicklung der Hochschule besondere Aufmerksamkeit, z. B. für eine bessere Repräsentation von (post-)migrantisch und BIPoC-positionierten Menschen, erfordert.

Es gibt viel zu tun und ich freue mich auf diese Arbeit, zu der ich alle in unserer Hochschule einlade.

 

Foto: KHSB/Dreistadt