Fachbeirat Diktatur – Folgen – Beratung

Der Fachbeirat fördert die öffentliche Diskussion über langfristige Folgen durch erlittenes Unrecht in der DDR und entwickelt spezifische Veranstaltungen und Weiterbildungen für Berater*innen zur psychosozialen Begleitung und Unterstützung Diktaturbetroffener.

Seit 2019 führt der Fachbeirat die Aktivitäten des Instituts für Diktatur-Folgen-Beratung weiter, welches seit 1999 die Auseinandersetzung über erlittenes Unrechts in der ehemaligen DDR vorantrieb. Die vielfältigen Erfahrungen des Instituts leben im Fachbeirat weiter.

Der Fachbeirat ist Teil des Referates Weiterbildung der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin.

Quelle: Privat

1999

Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer regte die Deutsche Kommission "Justitia et Pax" an, ein spezifisches psychosoziales Beratungsangebot zu schaffen für all diejenigen, die von Folgen des DDR-Unrechtssystems betroffen sind. Ziel war, diese Menschen bei ihrer individuellen Auseinandersetzung und der Aufarbeitung möglicher Traumatisierungen zu unterstützen mit dem Ziel der Versöhnung mit der eigenen Geschichte. Aufklärung über die gravierenden psychosozialen Folgen erlittenen Unrechts sollte auch die notwendigen gesellschaftlichen Versöhnungsprozesse befördern.

Dazu wurde eine ökumenisch zusammengesetzte Projektgruppe gebildet, der folgende Personen angehörten:

Prof. Dr. Thomas Hoppe, Professur für Katholische Sozialethik an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, Bischöfliche Kommission Justitia et Pax

Norbert Peikert, Supervisor (DGSv)

Prälat Hellmut Puschmann, Bischöfliche Kommission Justitia et Pax, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Leiter der Gruppe

Curt Stauss, der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland für Seelsorge und Beratung für Opfer der SED-Kirchenpolitik

Hartmut Storrer, Caritas Mecklenburg e.V.

Diese Projektgruppe initiierte das Institut für Diktatur-Folgen-Beratung

2011

Gründung des Institutes für Diktatur-Folgen-Beratung in Schwerin in Trägerschaft der Caritas Mecklenburg e.V.

Aufgaben des Instituts:

  • Konzipierung von langfristig angelegten Weiterbildungen für Berater*innen, erfolgreiche Durchführung zweiter Durchläufe.
  • Aufbau eines Netzes von Beratungsstellen
  • Durchführung regelmäßiger Netzwerktreffen
  • Ermöglichung regelmäßiger Supervisionen für die Berater*innen
  • Durchführung von Fachtagungen
  • Evaluierung der verschiedenen Angebote
     

2019

Überleitung des Instituts für Diktatur-Folgen-Beratung als eigenes Angebot der KHSB und Etablierung des Fachbeirates für Diktatur-Folgen-Beratung

Das Institut hat eine hohe Expertise in diesem Feld der psychosozialen Begleitung und Unterstützung Betroffener und der Initiierung öffentlicher Diskussionen über die langfristigen Folgen erlittenen Systemunrechts. Um diese Erfahrungen langfristig zu verbinden mit Studieninhalten in Studiengängen des Sozial- und Gesundheitswesens, Weiterbildungen für Berater*innen wissenschaftlich fundiert anzubieten und langfristig abzusichern, wurde der Fachbeirat Diktatur-Folgen-Beratung an der KHSB gegründet. Angebunden ist der Fachbeirat an das Referat Weiterbildung. Das Institut für Diktatur-Folgen-Beratung hat sich aus der Trägerschaft der Caritas im Norden gelöst und ist übergegangen in den Fachbeirat.

Der Fachbeirat für Diktatur-Folgen-Beratung ist eine Einrichtung der Katholischen Kochschule für Sozialwesen Berlin im Referat Weiterbildung.

Er besteht aus vier Personen, die aus dem früheren Institut in den Fachbeirat gewechselt sind, aus der Leitung des Referats Weiterbildung und mindestens einer weiteren Person aus der KHSB, die von der Präsidentin bzw. von dem Präsidenten der KHSB benannt wird.

Der Fachbeirat hat seinen Sitz in der KHSB und unterliegt den formalen und verwaltungsmäßigen Bestimmungen der KHSB.

Zu den Aufgaben des Fachbeirats gehören:

  • Unterbreitung von Vorschlägen zur Konzeption von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Themenfeld des Instituts für Diktatur-Folgen-Beratung
  • Mitwirkung bei der Umsetzung von Weiterbildungen
  • Unterstützung bei der Organisation der Supervision für die dem Institut verbundenen Beraterinnen und Berater
  • Initiierung und unterstützende Organisation von Fachtagen im Themenfeld des Instituts
  • In Abstimmung mit der KHSB können dem Fachbeirat weitere Aufgaben zugeordnet werden.

Beratungsangebot

Die Zielstellung des bestehenden Beratungsangebotes innerhalb des Fachbeirats für Diktatur-Folgen-Beratung ist es, die vielfältigen Formen des systembedingten Unrechts, die seelischen Verletzungen, das Erstarrt – Sein im Gestern, das jahrelange Schweigen und die gestörten Beziehungen zu verstehen und zu versuchen, diese heilend zu verändern. Viele von diesen Menschen sind auch lange Zeit nach dem Erlebten nicht in der Lage, diese Verletzungen zu verkraften und ihr Leben zu bewältigen. In Hass oder Verzweiflung lassen sie das erlittene Unrecht immer wieder innerlich aufleben und bleiben somit unversöhnt mit sich selbst und mit ihrer Umwelt. Sie sind aus dieser Betroffenheit nicht bereit und in der Lage, sich den gesellschaftlichen Möglichkeiten zu öffnen. Das Beratungsangebot soll auch die Möglichkeit bieten, eigene Schuld im Zusammenhang mit einer Verstrickung in das System in einer angstfreien und geschützten Umgebung mit Hilfe erfahrener Berater*innen zu bearbeiten und mit sich selbst versöhnt zu werden. Aufgrund des systembedingten Unrechts wird hierbei die individualmoralische Opfer-Täter-Scheidung als nicht handlungsleitend für die beraterische Arbeit angesehen.Der Fachbeirat wertet die Erfahrungen aus der Seelsorge für politisch Verfolgte aus und verstärkt diesen Aspekt der Diktatur-Folgen-Beratung in seiner Arbeit.

Netzwerk

Die Berater*innen tauschen sich in regelmäßigen Abständen über ihre Erfahrungen in der Beratung aus und übermitteln die Schlussfolgerungen daraus an den Fachbeirat, damit dieser auf der Grundlage der Beratungserfahrungen weitere Unternehmungen plant und durchführt.

Supervision

Das Beratungsangebot der Diktatur-Folgen-Beratung ist aufgrund langjährig bestehender Verletzungen sehr intensiv, und die Begegnung mit dem Unrechtssystem der ehemaligen DDR so gravierend, so dass eine spezielle Supervision für die Berater*innen vorgehalten wird.

Weiterbildung

Für die Beratung kommen nur Berater*innen in Frage, die aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer bereits erworbenen beraterischen Kompetenz in der Lage sind, in diesem Themenkomplex reflektiert und engagiert zu arbeiten. Für die Beratungstätigkeit in der Diktatur-Folgen-Beratung ist eine fundierte Weiterbildung erforderlich.

Das frühere Institut für Diktatur-Folgen-Beratung hat zwei solcher Ausbildungsgänge konzipiert und erfolgreich durchgeführt. Ein weiterer Ausbildungsgang ist derzeit in der Überlegung.

Fachtagungen

Der Fachbeirat für Diktatur-Folgen-Beratung wird Fachtagungen für eine interessierte Fachöffentlichkeit als Interpretation der Beratungserfahrungen mit neuen Ansätzen der Beratung und des Umgangs mit durch Diktatur und Systemunrecht traumatisierten Menschen organisieren und gemeinsam mit anderen Akteuren in diesem Themenfeld durchführen.

Fortbildung

Weiterbildungen bieten die Möglichkeit, das eigene professionelle Handeln zu reflektieren, neue Perspektiven und Haltungen zu entwickeln, zielgerichtet Fachwissen zu erwerben, die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und von kollegialer Vernetzung zu profitieren. Dazu wird der Fachbeirat Anregungen geben und mit fachlicher Expertise bei der Durchführung mitwirken.

Psychosoziale Beratung und traumasensible Arbeit –

Fortbildungsangebote des Fachbeirates Diktatur – Folgen – Beratung

Der Fachbeirat Diktatur – Folgen – Beratung bietet Fort- und Weiterbildungen im Bereich der psychosozialen Beratung und traumasensiblen Arbeit in unterschiedlichen Formaten an. Erfahrungen im Kontext diktatorischer Staatswesen sind sehr vielschichtig und komplex, sie wirken sich in vielfältiger und dauerhafter Weise auf die Biographien von Menschen aus. Dies äußert sich häufig an Stellen, die auf den ersten Blick gar nicht mit Erfahrungen von Repression und Gewalt in Verbindung zu bringen sind.

Ausgehend von Erfahrungen im Bereich erlittenen Unrechts in der DDR, welches einen bedeutenden exemplarischen Referenzpunkt darstellt, zielen die Fortbildungsformate sowohl auf die Sensibilisierung für das Thema der Betroffenheit von Diktaturfolgen, auf die Ergänzung beraterischer Kompetenzen durch traumasensible Arbeit sowie auf die umfassende Einführung in psychosoziale und traumasensible Beratungsarbeit. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer Zunahme von geflüchteten Menschen mit traumatischen Erfahrungen und Leben im Kontext von Diktaturen von Bedeutung. Hier sind vielfältige beraterische Kompetenzen gefordert. Selbsterfahrung, die Aneignung neuer fachlicher Perspektiven und Informationen zu vorhandenen Beratungsstrukturen (vor allem auch zu rechtl. Fragen) sind zentrale Inhalte unserer Angebote.

Die Fortbildungen werden von hochqualifizierten Referent*innen in drei zeitliche Formaten angeboten, die über langjährige praktische und Erfahrungen in diesen Themenfeldern verfügen. Die Qualifzierungsprogramme können auf unterschiedliche Beratungserfordernisse und Handlungsfelder hin (wie etwa Altenhilfe, Familienberatung, Allgemeine Soziale Beratung) spezifiziert werden.

 

Kontakt

Heike Mielke
Telefon: +49 30 50 10 10 370

Kontakt: E-Mail