Geschichte des Hauses

Seit ihrer Gründung 1991 befindet sich die Katholische Hochschule für Sozialwesen in einem geschichtsträchtigen Haus - dem ehemaligen St. Antonius-Krankenhaus, dessen wechselvolle Geschichte in einer besonderen Beziehung zur Fachhochschule für Sozialwesen steht.

Foto: KHSB

Vom modernsten Krankenhaus Berlins…

Die Grundsteinlegung des Gebäudes erfolgte 1928 durch die Kongregation der Marienschwestern aus Breslau, die auf einem 50.000 qm großen Gelände das St. Antonius-Krankenhaus erbauen ließen. Für den Osten Berlins fiel die Entscheidung aus „caritativen Gründen“, wie es in der Festschrift von 1931 heißt.

Nach nur 18 Monaten Bauzeit konnte 1930 die Einweihung des Krankenhauses durch Bischof Schreiber vollzogen werden. Professor Paul Lazarus, erster Chefarzt des Krankenhauses, und der damalige Kurator Dr. Pollak zeichneten verantwortlich für den Beginn eines der modernsten Krankenhäuser Berlins in den 30er Jahren.

Dem Architekten F. A. Pollak gelang es mit den Stilelementen der in dieser Zeit wegweisenden Bauhausarchitektur dem „sozial-hygienischen Gedanken“ eine Entsprechung zu geben. Der neue Impuls  hieß: von der Individualmedizin zur Sozialmedizin.

In einem naturnahen Areal des Stadtteils Karlshorst wurde so für ca. 300 Patientinnen und Patienten ein sog. Freilicht- und Freiluftkrankenhaus entwickelt. Gedeckte Liegehallen (Dachterrassen), Bewegungs- und Terrainkuren auf dem Gelände sowie hygienische Vorlesungen für medizinische Laien und ein Patientenfunk setzten völlig neue Akzente in der damaligen Krankenhauslandschaft.

Die architektonische Gestaltung des Hauses zeigt noch heute Bauhauselemente, die dem Gebäude Denkmalstatus verleihen. So sind fast alle Sprossenfenster sowie die verschiedenfarbigen Fliesen der einzelnen Stockwerke erhalten. Von Bauhausklinken bis zur Bauplastik der Antoniusfigur als symbolischer Stützpfeiler an der Eingangsfront ist eine Vielzahl von besonderen architektonischen Details zu finden.

... zum Gefängnis…

Ab Juni 1945 nutzte die Wirtschaftsabteilung der sowjetischen Militärregierung (zuständig für Demontagen) das Krankenhaus. Mit der Besetzung des Gebäudes durch die Sowjetische Militäradministration mussten der Krankenhausbetrieb eingestellt und innerhalb von Stunden Patienten entlassen oder in eine provisorisch hergerichtete Einrichtung im Süd-Osten Berlins verlegt werden.

1951 zog der sowjetische Staatssicherheitsdienst. Eindrückliche Aussagen von Zeitzeugen belegen, dass der Keller in dieser Zeit als Gefängnis und die Patientenräume für Verhöre genutzt wurden. In den Kellerräumen wurden politisch Andersdenkende oft monatelang gefangen gehalten, gefoltert und sind vermutlich auch zu Tode gekommen, bevor die in "KGB" umbenannte sowjetische Geheimpolizei ihre Diensträume 1963 in die ehemalige Kaserne in der Zwieseler Straße verlegte.

Die Nutzung des Hauses während der Besatzungszeit konnte bislang noch nicht umfassend historisch dokumentiert werden. Die Hochschule ist bemüht, durch Kontakte mit dem Deutsch-Russischen Museum und Archiven Licht in das Dunkel dieser Schattenzeit des Gebäudes zu bringen.

...vom Ministerium zur Hochschule.

Von 1963–1990 war das Gebäude der Sitz des Ministeriums für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR.

Mit der Rückübertragung der Liegenschaften an die Marienschwestern im Dezember 1990 übernahm der St. Marien e.V. die Verwaltung von Gelände und Gebäude.

Die Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin konnte 1991 ihren Lehrbetrieb in einem historisch überaus interessanten Gebäude aufnehmen. Ein Haus mit wechselvoller Nutzung, das einen Teil der Geschichte Berlins mitprägte.