Die Nutzung des Gebäudes als Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft von 1963 bis 1990
Mit der Auflösung der Sperrzone Karlshorst begann eine neue Ära für das ehemalige St. Antonius-Krankenhaus. Erfahren Sie mehr über die ursprünglichen Überlegungen, das Gebäude als Krankenhaus weiter zu nutzen, und die tatsächliche Verwendung ab 1963 als Verwaltungsgebäude.
Mit der Auflösung der Sperrzone Karlshorst 1963 wurde das Gebäude des ehemaligen St. Antonius-Krankenhauses dem Berliner Magistrat zurückübereignet. (vgl. Landesdenkmalamt Berlin o.J.). Diverse Unterlagen des Ministerrates der DDR aus demselben Jahr lassen auf eine Diskussion zur Weiterverwendung des Gebäudekomplexes (als Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung) schließen (vgl. Bundesarchiv DC20/10452). Die Bausubstanz wird als „im allgemeinen gut“ erachtet, die sanitären Einrichtungen jedoch bspw. als „unzureichend, Toiletten ungenügend“ (ebd.: 24), „Elektroinstallationen entspricht nicht mehr den heutigen technischen Vorschriften“ (ebd.). Detail für Detail werden die Bausubstanz, die technische Ausrüstung und die medizinische Einrichtung einer Bewertung unterzogen. Dies mündet in der Einschätzung: „Die gesamte bautechnische Anlage ist für ein Krankenhaus ungeeignet. (…) Es ist zu empfehlen, das Objekt weiterhin für Verwaltungszwecke zu nutzen (ebd.: 25).
Das Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft (MfLFN) war ein Ministerium der DDR und existierte von 1949 bis 1990 (vgl. Stiftung Preußischer Kulturbesitz (2)). Bis 1963 immer wieder verschiedenen ministerialen Einheiten unterstellt, wurde es dann in „Landwirtschaftsrat“ umbenannt und existierte in dieser Form als Teil des Ministerrates der DDR bis 1972/73. Zwischen 1972 und 1990 dann als Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft. Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hörte das Ministerium auf zu existieren (vgl. Stiftung Preußischer Kulturbesitz (2)). In dieser Zeit, also zwischen 1963 und 1990 war das Ministerium auf dem Gelände und in den Gebäuden des (ehemaligen) St. Antonius-Krankenhauses untergebracht. In diesem Kapitel wurden deutliche Veränderungen auf dem Gelände und den Bauten – innen wie außen – vorgenommen. Prägnantes Beispiel ist die Umgestaltung der (ehemaligen) Kapelle.
Das MfLFN gestaltete u.a. Ausbildungs- und Studienpläne für Fachkräfte und konnte so die Qualifikationsstandards seiner zukünftigen Mitarbeitenden festlegen (vgl. Stiftung Preußischer Kulturbesitz (3)). Das Ministerium kooperierte eng mit gesellschaftlichen Organisationen wie der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die in zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben präsent war. Die FDJ unterstützte das Ministerium durch Aktionen zur Produktionssteigerung, Organisation von Jugendobjekten und Förderung der Berufsausbildung im Agrarbereich (vgl. Bundesstiftung Aufarbeitung 2012).
Das Gebäude der heutigen KHSB war über Jahrzehnte das Zentrum der zentralen Agrarpolitik der DDR. Von hier aus wurden die Weichen für die Entwicklung der ostdeutschen Landwirtschaft gestellt, die tiefgreifende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Veränderungen durchlief – von der Zwangskollektivierung über die sozialistische Planwirtschaft bis zur marktwirtschaftlichen Transformation nach 1990.
Quellen
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (1):
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (2):
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (3):
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