KHSB on the move | Tagungsbericht und Einblick in das neue Forschungsprojekt Alterperimentale

Workshop: Das gute Leben auf dem Land | Erik Hofedank zu Ostdeutschland als Labor des Guten Alterns

Erik Hofedank, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KHSB, wurde im Rahmen seiner Tätigkeit im Forschungsprojekts "(Weiter-)Entwicklung der Praxisforschungsstelle für Lebensmodelle im Alter auf dem Land in Heinersdorf" am 16. und 17. November nach Wien eingeladen, um den neuartigen Forschungs- und Transferansatz der KHSB vorzustellen und mit den Kolleg*innen zu diskutieren. Da das Projekt erst Anfang November begonnen hat, wurden anstelle von Forschungsergebnissen die Rahmenbedingungen und mögliche Forschungsmethoden beleuchtet.

Als zivilgesellschaftliche Forschung "von unten" sollen in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit den Akteuren des Landkreises Oder-Spree Forschungsfragen bearbeitet werden, die in der alltäglichen Praxis entstehen. Im Bereich der Altersforschung wird damit Neuland betreten. Die Praxisforschungsstelle stellt einen Prototyp dar, der in der Alterperimentale-Region Vorbildwirkung hat und auch zur Nachahmung darüber hinaus anregen soll.

Eingeladen hatte für die zwei Tage das Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien. Organisiert wurde der Workshop von Thassilo Hazod und Prof. Dr. Brigitta Schmidt-Lauber. Anlass war, dass Ländlichkeit und ländliche Räume zuletzt in kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschungen wieder größere Aufmerksamkeit erhalten haben. Mit dem Format wurde das Ziel verfolgt, in diesem Feld neue Netzwerke in der europäischen Forschung aufzubauen.

Thematischer Aufhänger der Tagung war "Das Gute Leben auf dem Land", doch es zeigte sich schnell, wie facettenreich dazu geforscht werden kann. In verschiedenen Panels wurde sich mit Transformationsprozessen in der Landwirtschaft, dem Strukturwandel ländlicher Industrien, der medialen Repräsentation des ländlichen Raumes, dem Aufbau von Strukturen des Commonings und des Coworkings sowie historischen Räumen der lokalen Gemeinschaften auseinandergesetzt. Die unterschiedlichen Forschungsansätze aus Österreich, Italien, Deutschland, Tschechien oder Japan wurden dabei immer wieder in Beziehung gesetzt, und Verknüpfungspunkte herausgearbeitet.

Am Ende der zwei Tage wurde deutlich, dass die Ländlichkeit ein noch immer viel zu unerforschtes, aber extrem erkenntnisreiches Feld darstellt. Auf dem Land das "Gute Leben" zu verorten, soll nicht dazu verleiten, aus der Distanz urbaner Forschungszentren Bilder des vermeintlich idyllischen Landlebens zu projizieren. Der Ansatz soll auch als eine konkrete Forderung zur Veränderung verstanden werden und dabei immer auch die Pluralität der ländlichen Räume in den Blick nehmen.

Gerade der ländliche Raum Ostdeutschlands hat im europäischen Vergleich das Potenzial, eine Modellregion des Alterns zu werden, denn die Romantisierung "blühender Landschaften" ist durch den Strukturwandel und die starke Alterung der Gesellschaft bereits grundsätzlich in Frage gestellt. Die Strukturschwäche und die Prekarität vieler Lebensmodelle im Alter sollen als Ausgangspunkt dienen, um die Frage zu beantworten, wie trotzdem ein guter letzter Lebensweg gelingen kann.

Als Ergebnis der Tagung werden in den kommenden Monaten gemeinsame weitere Formate des Austausches entwickelt, in Form von weiteren Treffen und wahrscheinlich auch mit gemeinsamen Publikationen, die aus dem neu gegründeten Netzwerk hervorgehen. Die KHSB kann hier in den nächsten Jahren mit der Praxisforschungsstelle Heinersdorf besonders innovative Impulse beisteuern.

 

Foto: Erik Hofedank in Wien

 

Das Projekt "Alterperimentale" möchte soziotechnische, sozialökologische und sozialräumliche Innovationen partizipativ gestalten. Gemeinsam mit älteren Menschen sollen so nachhaltige Lebens- und Arbeitswelten in ländlichen Räumen entstehen. Auf diese Weise soll nicht nur soziale Teilhabe gesichert werden, sondern es sollen auch regional relevante Themen der Sozialen Arbeit, der Gerontologie und der Regionalentwicklung zusammen mit Praktikerinnen und Praktikern vor Ort bearbeitet und erforscht werden.

 

Bild: canva