Mir gegenüber sitzt eine Ratsuchende und beschwert sich über ihre Arbeitsbelastung, Familienprobleme, Müdigkeit (Corona-Stress) und Antriebslosigkeit. In meinen Kopf poppen Etiketten auf wie: Burnout, Psychohygiene, Work-Life-Balance sowie Lösungsansätze wie Achtsamkeit, Entspannung, Urlaub, Job-Wechsel. Als systemischer Coach weiß ich, all diese Begriffe gehören zu meinem System, nicht unbedingt zu ihrem, und daher sind sie für meine Intervention mit ihr unbrauchbar. Statt aus meinem Vokabular zu schöpfen und möglicherweise mit meinen Zuschreibungen und Deutungen irreführend zu intervenieren, stelle ich ihr eine simple Frage: „Wann war es bei Ihnen schon mal anders …?“
Sie hält lange inne, schaut mich besorgt und nachdenklich an und sagt dann: „Das ist eine gute Frage“. Es beginnt danach bei ihr eine selbst-reflektierende Analyse ihres Lebensverlaufs. Wir sind mitten im Thema und der Schlüssel war paradoxerweise eine 'verstörende Frage', mit anderen Worten eine paradoxe Intervention: Die Frage nach der Ausnahme.
Inhalt :
Unter dem Begriff "Systemisches Coaching" versteht man ein ressourcenorientiertes Gespräch zwischen zwei Menschen, einer/einem Berater*in (Coach) und einer/einem Ratsuchenden, die sich in Kooperation miteinander einem beruflichen Thema widmen. Das Grundmotto dieser Form der Beratung lautet: Gespräch unter Expert*innen auf Augenhöhe. Das will heißen, dass die Ratsuchenden selbst für das Thema und das eigene "System" Expert*innen sind; der Coach wiederum ist Expert*in für eine besondere Form der Fragetechnik, die zielführend zu neuen Sichtweisen auf sich und das eigene Thema leitet.
"Verstörende" Fragetypen und "paradoxe" Interventionen gehören unweigerlich zur Tool-Box der systemischen Beratungsmethode und sind durchaus als Hilfe gemeint, um festgefahrene "Problemspiralen" kurz aus der Spur zu heben, damit die eigenen regenerativen Kräfte und vorhandenen Ressourcen wieder ins Blickfeld rücken können. Diese sogenannten liebevollen Provokationen sind das Kernthema unseres Impuls-Seminars zum Thema „ressourcenorientierte Gesprächsführung“. Lernen Sie, "Problem-Trancen" zu erkennen, und wie man aus unlösbaren Problemen das Veränderbare herauskitzelt.
Zielgruppe:
Sozialprofessionelle, die in beratenden Kontexten tätig sind
Termin:
jeweils von 9.00 – 16.00 Uhr
Montag/Dienstag, 5./6. März 2024
Anmeldung:
bis 13. Februar 2024
Leitung:
Paul Kustermann
Clown, Autor, Trainer, Coach, Pädagoge, Mitgründer von ROTE NASEN e.V. Clowns im Krankenhaus und Urheber des Trainingsprogramms HiP Humor in der Praxis