DEFA-Filmvorführung „Rückwärtslaufen kann ich auch“ | Kindheitspädagogik lädt ein

Das 1. Semester der Kindheitspädagogik startet – fast ist es schon Tradition – mit dem DEFA-Film „Rückwärtslaufen kann ich auch“ ins Thema Inklusive Pädagogik. Der Spielfilm handelt von Kati, einem Mädchen mit Behinderung, die zu DDR-Zeiten in eine "normale" Schule eingeschult wird – zunächst ein Jahr zur Probe.

Sie sind herzlich zum gemeinsamen Filmschauen und Mitdiskutieren einladen! Das Seminar findet am Montag, den 10.10.2022 von 10-12 Uhr in der Aula statt.

Den für die Öffentlichkeit schwer zugänglichen DEFA-Film ‚Rückwärtslaufen kann ich auch‘ aus dem Jahre 1990, holte die Initiatorin Prof.‘in Dr. Birgit Behrisch von der KHSB auf die Leinwand. Die Geschichte des Films, der fachlich behutsam das Spannungsfeld von Kindheit und Behinderung ausleuchtet, gibt ihn als geschichtlichen Meilenstein zu erkennen. Regisseur Karl Heinz Lotz hatte im Vorfeld der Uraufführung von ‚Rückwärtslaufen kann ich auch‘ im Januar 1990 bereits über 10 Jahre darauf gedrängt, Behinderung filmisch thematisieren zu können – und von den Entscheidern in der ehemaligen DDR teilweise unter anthropologisch schwer erträglichen Begründungen eine Absage bekommen. Eine dieser Begründungen war etwa, dass behinderte Menschen keine Produktivkräfte seien.

Als der Film schließlich doch Premiere feiert, befindet sich die DDR mitten in Umbruch und Auflösung. Ob das auch für die im Film kritisierten Zustände gilt, ist eine spannende Frage der Gegenwart. Dass auf jeden Fall andere Zeiten begonnen hatten, davon erzählen auch die Ereignisse rund um die Filmpremiere selbst. Sie wurde zur Bühne für die erste öffentliche Protestaktion des neu gegründeten Berliner Behindertenverbandes. Am Fuße unüberwindbarer Treppenstufen blieben Rollstuhlnutzende von der Premiere ausgeschlossen und demonstrierten vor dem Kino International ‚Für eine stufenlose Gesellschaft‘. Ilja Seifert, einer der damaligen Protagonisten, hat im Rahmen des Studientags von seinen Eindrücken und Erlebnissen berichtet. 

Der Film selbst erzählt von der siebenjährige Kati, die mit einer körperlichen Beeinträchtigung probeweise in die Regelschule eingeschult wird. In dieser Zeit trifft sie auf Unverständnis und Ungeduld, ganz besonders unter erwachsenen Bezugspersonen. Auf der anderen Seite knüpft sie Freundschaften unter Gleichaltrigen und jungen Erwachsenen mit und ohne Behinderung. ‚Rückwärtslaufen kann ich auch‘ ist der einzige DEFA-Spielfilm, der sich mit der Situation von Menschen mit Behinderung in der DDR auseinandersetzt. Er ist zugleich ein Lehrstück über familiären Zusammenhalt sowie über gruppenbezogene und gesellschaftliche Solidarität.

 

Weitere Informationen zum Film finden Sie auf der DEFA-Stiftungswebsite.

 

 

Foto: unsplash/Alex Litvin