Von Gleichstellung profitieren alle | Interview mit Rike Braden
Rike Braden ist die neue Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der KHSB. Wir haben sie zum Gespräch getroffen.
Vor knapp zwei Wochen hat Rike Braden, bisher als Koordinatorin im IT-Projekt SOLC bekannt, die Elternzeitvertretung von Johanna Warth übernommen. Sie kennt die KHSB seit 4 Jahren und groovt sich gerade in die neue Position ein. Zu den ersten zwei Wochen in der Rolle sagt sie: „Es ist schön, aufregend, manchmal anstrengend – aber insgesamt richtig gut.“
Wir wollten wissen: Was bedeutet Gleichstellungsarbeit oder auch Gleichstellung für sie persönlich und auch ganz praktisch?
“Gleichstellung ist etwas, von dem prinzipiell alle Menschen profitieren, davon bin ich überzeugt. Für mich geht es in der Arbeit darum, strukturelle Ungleichheiten anzuerkennen und gemeinsam daran zu arbeiten, diese abzubauen, damit wir irgendwann zu einer wirklichen Chancengerechtigkeit kommen.“ Sie betont, dass davon auch Männer profitieren - zum Beispiel dann, wenn Sorgearbeit gerechter aufgeteilt wird oder traditionelle Rollenbilder hinterfragt werden: „Das ist keine Bevorzugung einzelner Gruppen, sondern ein Gewinn für alle – vor allem für die, die bisher benachteiligt wurden.“
Zentral für Rike Braden ist dabei ein inklusives Grundverständnis. In Verbindung mit ihren Erfahrungen im digitalen Bereich möchte sie Formate schaffen, aus denen möglichst viele einen Nutzen ziehen können. So berichtet sie davon, dass von der Untertitelung von Videos nicht nur gehörlose Studierende profitieren, sondern auch Studierende mit Care-Verantwortung möglicherweise einen einfacheren Zugang zu den Bildungsformaten der Hochschule bekommen.
Wichtig zu betonen sei ihr, dass sie “das Rad nicht neu erfinden wolle.” Sie macht mit Nachdruck klar, dass sie die gelungene Arbeit unserer Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Johanna Warth weiterführen möchte und dabei ihre persönlichen Akzente hineingeben möchte. Besonders freut sie sich auf die Vernetzungsarbeit, schätzt aber, dass es ein bunter Mix aus Organisation, Konzeptarbeit, Sprechstunden und Vernetzung wird. Und jetzt gerade? Rike Braden lacht und sagt: “Gerade viele Mails!”.
Ihre Expertise in Inklusion und Digitalisierung möchte sie in der Gleichstellungsarbeit nutzen und intersektional denken. Sie erwähnt im Gespräch nicht-traditionelle Studierende, Menschen mit Care-Verantwortung, Menschen mit Themen rund um Mental Health und psychischen Erkrankungen, d.h. vor allem Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen, die in den Blick genommen werden sollen.
Care-Arbeit, Inklusion, unterschiedliche Bedürfnisse sind Begriffe, die im Gespräch immer wieder aufkommen. Man merkt Rike Braden an, sie ist eine Person, die leidenschaftlich dabei ist. Doch wie erreichen wir diejenigen, die sich noch gar nicht mit Gleichstellung auseinandergesetzt haben? Rike Braden sagt: "Mit viel Geduld und Spucke."
Am Ende des Gesprächs wollten wir wissen: Wenn Du mit einer berühmten Frau, lebendig oder verstorben, einen Kaffee trinken könntest: Wer wäre es und worüber würdet ihr sprechen?
Auf eine Frau beschränken will sie sich nicht. “Ich würde eine Runde haben wollen, zum Beispiel mit Nina Simone, Hannah Arendt und Frida Kahlo. Und ich würde gerne hören, was für sie aus ihrer Position Gleichstellung bedeutet, sowohl aus dem historischen Kontext, als auch mit Blick auf die Prägung durch die eigene Herkunft.” Auch die Perspektiven der Frauen, die nicht berühmt geworden seien, möchte sie sichtbar machen, am wichtigsten sei ihr Pluralität.
Ob Sie sich als Kämpferin oder Visionärin sehe, möchten wir abschließend wissen. “Ich glaube, dass wir beides sein müssen.” Es sei ein Privileg, in einem Bereich arbeiten zu dürfen, der sinnhaft und interessant ist und zugleich Menschen unterstützt. Eine Überzeugung, die sie wahrscheinlich mit vielen Menschen an unserer Hochschule teilt. Auf die Frage, über welche Dinge sie auf einer Bühne sprechen würde, nennt sie die Verteidigung demokratischer Werte, notwendigen Antifaschismus und Klimaschutz – und die Frage, wie jede*r einen Beitrag zum Schutz all dessen leisten kann.
Rike Bradens Lieblingsplatz an der KHSB ist der Hof, “die grüne Oase", wie sie ihn nennt, „ob in echt oder auf dem virtuellen Campus, gezeichnet von Maki Shimizu.” fügt sie lächelnd hinzu.
Wir bedanken uns herzlich für das großartige Gespräch und die vielen persönlichen Einblicke. Wir wünschen ihr alles Gute für Ihre Tätigkeit an der KHSB als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte.
Interview: Debora Carolin Schuler

Foto: KHSB/Debora Carolin Schuler