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Religion und Professionalität: (Neue) Herausforderungen für Soziale Arbeit?

Rückblick

Am 14. November 2025 fand an der Evangelischen Hochschule in Hamburg die   „Religion und Professionalität – (Neue) Herausforderungen für Soziale Arbeit“ statt. Sie wurde durch ein Team der Fachgruppe „Religion und Soziale Arbeit“ der DGSA geplant und durch die Stiftung Rauhes Haus gefördert. 

Das Organisations-Team bildeten Prof. Dr. Matthias Nauerth (Ev. Hochschule Hamburg), Prof. Dr. Walburga Hoff (Universität Vechta), Prof. Dr. Stefanie Duttweiler (Berner Fachhochschule) und Prof. Dr. . (Kath. Hochschule für Sozialwesen Berlin).

In Vorträgen, Podiumsdiskussionen und praxisnahen Workshops diskutierten die Teilnehmenden darüber, wie Religion und Spiritualität als relevante Größe für professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit stärker reflektiert, anerkannt und sinnvoll strukturell verankert werden können.

Bei der Tagungseröffnung stellte Walburga Hoff die Beziehung zwischen Religion und Sozialer Arbeit als zugleich enges und spannungsreiches Verhältnis heraus. So habe sich Soziale Arbeit, deren Anfänge auf die christlichen Kirchen zurückgehen, bereits bei der Verberuflichung erfolgreich von den „Rockschößen der Religion“ befreit. Demzufolge habe Religion in den professionellen Diskursen bislang kaum eine Rolle gespielt. „Die zunehmende Pluralisierung der Lebenswelten zeigt jedoch heute“ – so Hoff – „wie unverzichtbar eine religionssensible Kompetenz in allen Feldern Sozialer Dienste geworden ist. Unsere Aufgabe ist es nun, das Spannungsverhältnis von Religion und Professionalität neu zu denken und fruchtbar zu machen.“

In seinem Vortrag hinterfragte Hans Joas die klassische Säkularisierungsthese. Er betonte, dass moderne Gesellschaften nicht zwangsläufig eine Abnahme religiöser Bedeutung erleben, sondern vielmehr neue Formen von Sakralität entstehen. Im zweiten Hauptvortrag entfaltete Roland Becker Lenz Überlegungen zu den ethischen Grundlagen von Professionalität in der Sozialen Arbeit. Resümierend betonte Matthias Nauerth, Professor an der Evangelischen Hochschule Hamburg und Mitorganisator der Veranstaltung, dass Hans Joas „einen eindrücklichen Beitrag zum genaueren Verständnis des Phänomens Glauben bzw. Religion“ geleistet habe. Zudem habe Roland Becker-Lenz interessante Impulse für das Bemühen geliefert, „Religion“ in den sozialarbeitswissenschaftlichen Professionalitätsdiskurs zu integrieren.

In den Workshops, für die sich die Teilnehmenden im Vorfeld anmelden konnten, stand die praktische Umsetzung religionssensibler Arbeit im Fokus. Unter der Leitung von Sylke Kösterke und Celine Engel wurde beispielsweise speziell die Kultursensibilität an Schulen thematisiert, unter anderem anhand des im Rauhen Haus entstandenen „Kartenprojekts“. In einem weiteren Workshop von Ali Özdil zur religionssensiblen Sozialen Arbeit wurden Best-Practice- und Worst-Practice-Beispiele vorgestellt, Konfliktpotenziale reflektiert und Fortbildungsansätze für Fachkräfte diskutiert. Weitere Themen bildeten die religionssensible Kulturgestaltung in karitativen Arbeitsfeldern (Boris Krause), Konzepte diakonischer Kulturförderung (Britta Pohland, Derrick Schmitz, Dietmar Redeker) und religionssensible Arbeit in der Telefonseelsorge (Dietrich Hoof-Greve). In zwei weiteren Workshops, geleitet von Friederike Benthaus- Apel und Kornelia Sammet, wurden aktuell laufende Forschungsprojekte zum Themengebiet „Religion und Soziale Arbeit“ präsentiert und diskutiert.

Auch die Podiumsdiskussionen boten wertvolle Impulse: Vertreter*innen verschiedener Hochschulen erörterten, wie Religion im Studium der Sozialen Arbeit curricular integriert werden kann, beispielsweise durch Lehrangebote, strukturelle Verankerung und Qualifikationsmodule. Auf der organisatorischen Ebene diskutierten Vertreter*innen von Trägern und Verbänden Sozialer Arbeit, wie organisationsintern eine religionssensible Fachlichkeit gestärkt werden kann – etwa durch Personalentwicklung, Leitlinien oder institutionelle Rahmenbedingungen. Hierbei gelang es, die Perspektiven von jüdischen, muslimischen und verschiedenen christlichen Strömungen miteinander in den Austausch zu bringen.

Fazit
Insgesamt bot die Tagung eine wichtige Plattform, um Religion nicht mehr als Randherausforderung, sondern als eine Realität zu betrachten, die in der Sozialen Arbeit neue Beachtung verdient. Matthias Nauerth zeigte sich nach Abschluss der Tagung daher sehr zufrieden: „Die Tagung hat mich insgesamt inspiriert. Sie hat nochmals verdeutlicht, an welchen Stellen der Zusammenhang von ‚Religion‘ und ‚Sozialer Arbeit‘ ungeklärt ist und woran theoretisch und konzeptionell weitergearbeitet werden sollte.“

 

Prof. Dr. Matthias Nauerth (Evangelische Hochschule Hamburg)
Prof. Dr. Walburga Hoff (Universität Vechta)
Prof. Dr. Stefanie Duttweiler (Berner Fachhochschule)
Prof. Dr. Axel Bohmeyer (Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin)

Foto: Die Organisatoren der Tagung (v.l.n.r.: Prof. Dr. Stefanie Duttweiler, Prof. Dr. Walburga Hoff, Prof. Dr. Axel Bohmeyer , Prof. Dr. Matthias Nauerth, Dr. Andreas Theurich)

Text: Johanna Tiedemann

Re ligion und Professionalität: (Neue) Herausforderungen für Soziale Arbeit?Organisatoren der Tagung (v.l.n.r.: Prof. Dr. Stefanie Duttweiler, Prof. Dr. Walburga Hoff, Prof. Dr. Axel Bohmeyer, Prof. r. Matthias Nauerth, Dr. Andreas Theurich)